Viel zu lange habe ich nichts mehr geschrieben, dabei ist doch seit meinem letzten Post so viel passiert. Diverse Simulator-Triebwerke sind zu Trainingszwecken über den Jordan gegangen, die Rauchmaschine im Simulator lief auch Hochtouren, und ein Manager bei Persil reibt sich wohl ob meinem erhöhten Waschmittelverbrauch die Hände. Die Simulatorsessions waren gegen Schluss echt schweisstreibend und anstrengend! Keine Minute verging ohne Aus- oder Notfall. Waren so anfänglich die Szenarien noch human, so wurden sie gegen Schluss immer anspruchsvoller. Rauch im Cockpit gleich nach dem Start, totaler Ausfall der Generatoren, Ausfall beider Triebwerke auf Reiseflughöhe, Verlust des Kabinendrucks, ja sogar Verlust eines Triebwerks (im Sinne von physisch vom Flugzeug abgefallen), kombiniert mit einem Feuer auf dem noch letzten vorhanden Triebwerk, all das (und weiteres) haben wir trainiert. Schlussendlich habe ich anfangs November dann meinen allerersten Simulator-Check bestanden. Freude herrscht!
Eine Woche später stehe ich in Montpellier im schönen
Frankreich auf der Piste, im echten A320, zusammen mit zwei Instruktoren und
einem Klassenkollegen. Wind calm, CAVOK (Ceiling & Visibility OK – im
Volksmund „kein Wölkchen am Himmel“) stand im Wetterbericht, herrlichstes
Wetter für unser Landetraining also, und das Mitte November! Ich schaue gespannt nach draussen, während
wir auf die Piste rollen. Dreiundsechzig Tonnen wiegt unser Flugzeug heute, und
ich darf es gleich zum ersten Mal fliegen. Das ist etwa 35 Mal schwerer, als
die DA42, die ich noch im Sommer geflogen bin, geht es mir durch den Kopf.
„Bisch parat?“ – holt mich die Stimme meines Instruktors aus
meiner Kopfrechnung. Bin ich das? Keine Ahnung, ich verspüre eine Mischung aus
reinster Vorfreude, gepaart mit riesigem Respekt. Es ist alles so gross und
jetzt plötzlich real. Ach egal! „Jep!“ antworte ich, und schon quittiert mein
Instruktor dies mit „Takeoff!“. Ich werde in den Sitz gedrückt und grinse.
„V1 – rotate!“
Ich ziehe am Sidestick und hebe zum ersten Mal im Airbus
real ab. Ein geniales Gefühl, das Flugzeug fühlt sich trotz seines Gewichts und seiner Grösse
extrem wendig und flexibel an. Zwei Turns später befinde ich mich im Anflug
über das türkisfarbene Meer, vorbei an Luxushotels, die im Sommer bestimmt bis
zum Rand mit gut zahlender Kundschaft gefüllt sind. Jetzt scheinen sie leer und
verlassen. Ich konzentriere mich und setze den Airbus etwas zu lang aber sanft
auf die Piste. Cool, das klappt wie im Simulator (wo er mir eine Woche zuvor
die korrekte Landetechnik in einer sehr unterhaltsamen Simulatorlektion
beigebracht hat). Sieben weitere Runden drehe ich, danach ist mein Kollege
dran.
Am nächsten Tag steigen wir erneut in das Flugzeug, diesmal
ist der Himmel wolkenverhangen und es windet mit bis zu 60km/h. Regen prasselt
gegen die Scheibe, als ich zum ersten Mal anfliege. Es schüttelt, und ich kann
die Piste nur schlecht erkennen. Alles ist heute etwas komplizierter, und so
komme ich in den Genuss von meinen ersten Go Arounds, meine Landungen sind
plötzlich zu lang. Mist, dabei ist doch heute mein Geburtstag! Wieder und
wieder will es mir nicht gelingen, den Flieger präzise aufzusetzen. Mein
Instruktor bleibt ruhig, gibt Tipps, und siehe da, diverse Runden später klappt
wieder alles. Ich bin happy!
Übrigens, warum der Titel „Hotel Bravo“? Alle in der Schweiz
registrierten Flugzeuge haben diese zwei Buchstaben (eben H und B) als Anfang (jedes Land hat
seine eigenen, Deutschland: D-…, Grossbrittanien: G-…), z.B. HB-IJP. Doch was
hat „HB“ mit der Schweiz zu tun? Einige behaupten, das stehe für „helvetischer
Bund“, ich weiss es nicht. Ich selber habe meine eigene Erklärung: HB – Happy
Birthday, das war echt das beste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten!
Hello fourgreens
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch zum bestandenen Rating (und nachträglich auch zum Gebhrtstag :-)). Freue mich auf viele weitere spannenden Berichten von der Linie.
Gruess, ein Leser der ersten Stunde
Hi Fourgreens
AntwortenLöschenHammer Blog, bin seit dem Anfang dabei.
Bitte um Fortsetzung ;-).
Gruss
Danke euch beiden! Ich entschulde mich für die lange Sendepause... es war, wie immer, viel los :)
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