Sonntag, 29. Juli 2012

Mein erstes Mal

Mein erstes Mal kam unerwartet, später als bei den meisten Jungs um mich herum und dauerte weniger lang, als ich es eigentlich gewollt hätte, und trotzdem war es unvergesslich schön.

Wer jetzt schmutzige Dinge denkt, der möge entschuldigt sein, aber hey, Sex sells eben (wie andere Aviatikblogger vor mir schon effizient gezeigt haben)! ;)
Im etwas zweideutigen Titel ist aber nicht von etwas schmutzigem die Rede, sondern von meinem First Solo, meinem ersten Alleinflug. Doch alles der Reihe nach, mein letzter Post ist doch schon eine weile her.

Nach den Prüfungsflügen vom Freitag dem 13. ging es für uns in angezogenem Tempo weiter, wir übten fleissig weiter Circuits, Anflüge, Landungen und Notlandetrainings auf dem Flugplatz sowie im Gelände. Für mich waren's zwei strenge Wochen, meine Leistung brach zwischenzeitlich etwas ein, aber trotzdem hab ichs meistens genossen, vor allem die Notlandeübungen machten mir einen Heidenspass! Gleichzeitig rückte der vergangene Mittwoch immer näher, der Tag der Tage, der Tag des Progress-Tests, der feststellen sollte, wie wir so stehen und ob wir bereit sind für unser erstes Solo. So flogen wir also an besagtem Mittwoch nach Neuenburg, ein uns allen unbekannter Flugplatz, danach zurück nach Grenchen, wo es einige Platzrunden und Landungen zu absolvieren galt.
Fazit: Navigation toll, Platzrunden okay, Lookout mangelhaft, Landungen... naja, nicht das gelbe vom Ei. Mist, also gabs für mich vorerst kein First Solo.

Am Tag darauf folgten für mich zwei Circuit-Sessions, die mich bezüglich Landetechnik ein wenig schleifen sollten. Geschliffen wurde ich, meine Landungen wurden langsam aber sicher besser... Gereicht hat's aber immer noch nicht. Ich fluchte innerlich... kann doch nicht so schwer sein, so eine Kiste zu landen! Dann endlich, am Freitag, nach drei weiteren Runden mit meinem zum Glück geduldigen Fluglehrer dann endlich... "so Fourgreens, bei November raus, dann steige ich aus, bist du ready fürs Solo?". Ich jubelte, endlich!

So stieg mein Fluglehrer aus, und plötzlich war ich allein im Cockpit. Ein unbeschreibliches Gefühl, es mischten sich Freude, Adrenalin und ein klein wenig Respekt.

Grenchen Tower, HB-XXX, Parking Red, Local VFR, Information Bravo, Ready for taxi, first solo!

Fühlte sich toll an, ich fuhr zum Pistenanfang, bekam meine Startfreigabe und gab Vollgas. Als ich zu Rollen begann, war mir klar, hey, jetzt bist du echt allein... Ein Gefühl, das man erlebt haben muss, ich hab mich noch selten so gefreut, war noch nie so konzentriert! Im Climbout stimmte ich sogar ein Liedchen an (für mich selber, nicht am Funk, versteht sich...), welches allerdings bald vom Tower unterbrochen wurde. So flog ich vier Platzrunden, genoss die stille Luft, welche morgens um halb zehn auch noch angenehm kühl war. Bald war ich wieder am Boden, glücklich, es endlich geschafft zu haben.

Fliegen lernen ist nicht immer leicht, wie ich gemerkt habe, ist es auch hie und da mit Frust verbunden, und es braucht hin und wieder eine riesen Überwindung, sich die Fehler, die man sich angewöhnt hat, effizient auszutreiben. Hat sich ein falscher Reflex einmal antrainiert, ist er schwer wieder wegzubekommen! Trotzdem lohnt es sich immer wieder sich aufzuraffen und zu arbeiten, dann ist das ganze auch sehr belohnend und macht Spass.

Morgen fliege ich durch die CTR Zürich (wenn mir das TWR-Mädel und ihre Mannschaft gnädig gesinnt ist ;) nach St. Gallen. Allgemein werde ich diese Woche wohl nur noch Navigationsflüge machen und viele Winkel der Schweiz erkunden... Ich freue mich darauf!


Samstag, 14. Juli 2012

13

Dreizehn, eine Zahl wie jede andere. Trotzdem sträuben sich bei "13" bei abergläubischen Menschen die ersten Nackenhaare; kombiniert man selbige Zahl zusätzlich mit "Freitag", haben renommierte Astrologen in den Redaktionen verschiedener Gratiszeitungen alle Hände voll zu tun.

Für mich war die 13 diese Woche doch von gewisser Bedeutung. Am Mittwoch stand mein 13. Flug auf dem Plan, mit dem schönen Titel "Normal Circuits 4". Grundsätzlich ging es darum, uns zu wiederholtem Male durch die lokale Platzrunde zu hetzen, damit wir mit den Procedures, Checks und Feinheiten des Platzrundenfliegens vertraut werden. Was einfach klingt, hat es für Anfänger aber in sich, in der Platzrunde fällt nämlich alles, was Jungpilot so bisher gelernt hat, zusammen. Speeds wollen eingehalten werden, Abweichungen von Platzrundenhöhen und -routen ist strikte zu vermeiden (wird dies nicht getan, hagelt es Beschwerden von lokalen Fluglärmgegnern...), Klappen müssen gesetzt werden, Callouts gemacht werden, etc.
Auf unserem Heimatflughafen sieht das so aus (auch schön zu erkennen, die vielen verschiedenen mehr oder weniger relevanten Anhaltspunkte auf dem Kartenausschnitt, von mir von Hand eingezeichnet):

Wie man sieht, gibt es bei "uns" zwei Platzrunden, eine innere und eine äussere. Die äussere ist als Anfänger noch relativ einfach zu beherrschen, hat man doch etwa sieben Minuten pro Runde. Die Innere hingegen hat es in sich, sie ist kurz, dauert ca. vier Minuten und hat eine etwas verwurstelte Route (aus Lärmschutzgründen, die Standardplatzrunde wäre eigentlich ein langes Rechteck).

Unter diesen Umständen nahm für mich auf Flug 13 das Unheil seinen Lauf. Ich flog wie immer ab, fuhr meine Klappen ein, drehte ein in die erste Kurve, erreichte die Platzrundenhöhen von 2200ft und drehte über der Aare ein. "Speed checked, Flaps T/O", spreche ich an, alles ist im grünen Bereich. Ich drücke die Flugzeugnase nach unten, um das sogenannte Ballooning zu unterdrücken (Effekt des Klappenausfahrens, das Flugzeug möchte steigen, was nicht gewünscht ist), gleichzeitig sehe ich, dass ich etwas zu hoch bin, ich drücke die Nase noch mehr nach unten. Mein Blick geht nach draussen, um eine weitere Kurve einzuleiten. In dem Moment sagt mein Fluglehrer, "FourGreens, schau mal deine Speed... heieieiei!!". Ich schaue auf den Geschwindigkeitsmesser, 116kt zeigt er mir an... Ich fluche innerlich, bestätige meinem Fluglehrer, dass ich meinen Fehler erkannt habe und reduziere meine Speed auf die anzustrebenden 90kt. Blöd, dass unter dem Hebel für die Klappen "max. 110kt" steht... Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie mein Instruktor ein grosses "- Flap overspeed" und eine "1" (not qualified) auf seinen Zettel schreibt... Na toll, eine gefürchtete Eins habe ich bekommen, und das in der zweiten Kurve, und ich soll noch 5 weitere Runden fliegen. Ich ärgere mich über mich, schlucke meinen Frust und fliege noch 5 weitere, relativ stabile Runden. Shit happens! Ich ziehe meine Lehren daraus.

Am Freitag, dem 13., waren für uns Prüfungsflüge mit einem anderen Instruktor geplant. So sass ich dann also mehr oder weniger nervös im Flieger, machte mich bereit und wartete auf meinen Fluglehrer. Bald darauf geht es los, ich melde mich bei der Ground-Frequenz an. "HB-XXX, guete Morge, taxi to holding Point E1, Runway 25, and pay attention to the tail of the PC-6, mir hei Friti dr 13, i gloub hüt mues mes säge..."

Ich schmunzle, lese zurück und rolle los, knapp zwischen dem Flugzeug eines Kameraden und besagtem Tail der PC-6. Es folgt ein ereignisloser und normaler Flug, ich muss ordentlich arbeiten, mache meine Sache aber ganz passabel und bekomme doch noch eine gute Bewertung und eine schöne Abschluss-Qualifikation der ersten Phase. Ich freue mich und fahre müde nach Hause. 34 Platzrunden bin ich diese Woche geflogen... Ich hab den Drehwurm (aber immer noch Spass - meistens ;)!