Donnerstag, 22. November 2012

Wenn der Elch stirbt

Elchsterben ist nichts schönes, weder in der Natur noch im Simulator. Stirbt in der Natur ein Elch, hat der Wildhüter alle Hände voll zu tun, stirbt ein Elch am Flugzeug, dann ist der Pilot am fluchen und erste Schweissflecken zeigen sich auf dem frisch gewaschenen Unterhemd.

Mit dem Elch ist hierbei aber - wie einer unserer Performance-Instruktoren mit folgendem Video gezeigt hat - unverwechselbar ein Triebwerk gemeint:



Auch wenn ihm entgangen ist, dass es sich bei den Elchen um Rentiere handelt, zeigt das Video doch schön, was im Moment bei mir im Simulator los ist: Ein kleiner Auszug:

"Climb Check!
Gear - Checked up
Flaps - Checked up
Cowl Flaps - not required and cl... oh!!

*brummm...um..umm... und Stille von Rechts*

"äääh... ENGINE FAILURE!
Pitch - Five!
Take Off Power - Checked Set
ääh....
Gear - Checked up!
Right Engine has failed!
Right Throttle idle
Right Propeller feather
Right Cowl Flap checked closed"

Ich verschnaufe kurz, merke aber, dass ich schief wie der Turm von Pisa in der Luft hänge. Mit viel Kraft trete ich in die eine Seite des Ruders, um den Lapsus auszugleichen.

So eine Motorenausfall gibt viel zu tun, innert kürzerster Zeit. Passiert das ganze nach dem Start, muss alles sehr schnell gehen:
Obwohl einer der zwei Motoren noch volle Leistung liefert, sinkt der Flieger wie ein Stein, wenn nicht sofort das Fahrwerk eingefahren wird und der "kaputte" Proppeller auf aerodynamisch gestellt wird (das nennt sich "feathern" - die Blätter des Propellers werden parallel zur Windrichtung gestellt, um Widerstand zu reduzieren). Dabei produziert ein Propeller, der sich einfach im Winde dreht ("windmilled") und nicht gefeathered wird, etwa gleichviel Widerstand wie ein Fallschirm der selben Grösse!

Mein Heading macht wilde Drehungen nach links und rechts, mein Instruktor mahnt mich zur Ruhe, ich beruhige mich, und siehe da, plötzlich fliege ich wieder geradeaus und habe wieder (fast) volle Kontrolle über mein Flugzeug. Danach verläuft alles recht undramatisch - ich deklariere mayday auf der Tower-Frequenz (und frage mich hierbei, ob man das als Airbuspilot bei Engine-Failure auch so macht?), erbitte Radarführung und bin drei Minuten später munter den Gleitweg am runter rutschen. Sogar landen klappt einigermassen.

Wie man vielleicht merkt, macht mir der Simulator sehr viel Spass. In jeder Session ist etwas neues los, passiert etwas unerwartetes, muss man sich kreativ zeigen. Dabei sind auch die Instruktoren tiptop und helfen meist sehr konstruktiv.

Bald geht aber diese Phase zu Ende, noch zwei Flüge mit sterbenden Elchen stehen mir bevor, dann gehts an die Abschlusstests der Theorie. Und wiederum danach habe ich drei Wochen Ferien, die ich nach so viel sterbenden Elchen langsam brauchen kann... ;)

Freitag, 9. November 2012

Antworten

Merci für eure Fragen!

Für Flo zum Thema Flugplanung:

Flugplanung wird an der SAT als Fach unterrichtet, getrennt nach VFR- und IFR-Flugplanung.
Grundsätzlich bekommen wir immer eine Aufgabe, zum Beispiel Start: Zürich, Landung: Stuttgart. Dann wird immer ein OFP (operational flight plan) und ein ICAO-Flightplan ausgefüllt. Im OFP berechnet alle Waypoints, aufgeführt mit Distanz in Meilen, Zeit von Punkt zu Punkt, Groundspeed und einer Windberechnung. Im ICAO-Flugplan hingegen werden vorgegebene Felder ausgefüllt, wie z.B. Destination, Flugzeit, Flugzeugtyp etc. Dieser geht dann zuhanden der ATC. Anfangs haben wir unsere Flüge nach VFR geplant, das heisst, man nimmt als Waypoints meist Orte oder Seen, und fliegt zwischen denen eine gerade Strecke.

In der IFR-Flugplanung ist alles etwas genauer gegeben. Man fliegt zwischen vordefinierten Waypoints auf meist vorgegebenen Airways. Das ist zwar aufwändig, aber für Leute die Struktur mögen, sicher wtwas schönes ;)

Wie es später auf der Strecke ist, weiss ich nicht genau. Soweit ich weiss wird die Flugroute immer vom Dispatcher festgelegt, Irrtum vorbehalten!

Für Maximus zum Thema Selektion:

Sorry, die Infos darf ich nicht weitergeben. Mir hat das Pilotenboard damals geholfen, auch wenn man da sehr selektiv lesen muss. Viel ist Mist!

Für Flurin zum Thema SPHAIR/Werdegang:

Ja, ich habe den SPHAIR-Kurs gemacht und kann ihn wärmstens empfehlen. Er ist super, um einen ersten Einblick in die Fliegerei zu erhalten, und er ist auch durchaus machbar. Ich habe ihn mit der Empfehlung zum Militärpiloten abgeschlossen, und mich danach auch der Militärpilotenselektion unterzogen. Ich bin allerdings im psychologischen Gespräch ausgeschieden, aufgrund fehlender militärischer Motivation. Im Nachhinein kann ichs nicht leugnen und bin froh, dass es so gelaufen ist, ich denke die zivile/kommerzielle Fliegerei passt besser zu mir :)